mmer mal wieder begegne ich Menschen, die ihr Geld zusammenhalten – besser gesagt: zusammenkratzen, und das sind überwiegend vermögende Leute. Sie nehmen gern Geschenke und Großzügigkeit entgegen und »sparen« auf der anderen Seite an Freunden, Kollegen, Verwandten, Partnern, sogar an sich selber, wo sie können. Sie rechnen sich geschickt aus, dass sie im privaten Umgang mehr einnehmen als ausgeben. Als wären die anderen blöd, aber es ist ihnen völlig egal, ob das bemerkt wird oder nicht.
Persönliche Wertschätzung zählt nicht, wenn es ein paar Münzen einzusammeln und zu behalten gilt. Wertschätzung geht ausschließlich dem Besitz-, dem Kontostand. Das ist der Gott, dem alles andere sich unterordnet, auch und gerade die Beziehungen im engsten mitmenschlichen Umfeld.
Das ist Geiz.
Nach meiner Beobachtung nimmt der Geiz mit fortschreitendem Alter zu. Ausgenommen sind oft die eigenen Kinder. Man verzichtet immer mehr auf das eigene Wohlergehen, man kränkt andere durch Knickerigkeit, aber den Kindern will man ordentlich etwas hinterlassen, und man ärgert sich über die Erbschaftssteuer, denn da will die Gemeinschaft aller Menschen dem Geizigen sein Vermögen stehlen, das für die eigene Brut vorgesehen ist. Nun ja, das sind unsere Horden-Gene. Tragisch ist dann in manchen Fällen, dass die Kinder den Geiz so gut gelernt haben, dass die Geizigen selber Opfer werden.
Geiz ist auch die Unfähigkeit, zwischen Geschäftstüchtigkeit und produktivem Umgang mit Geld und Vermögen – und dem Verhalten in freundschaftlichen Beziehungen zu unterscheiden.
Der Leidensdruck geiziger Menschen wegen ihres Verhaltens geht gegen Null. Zumal sie damit rechnen, dass ihr Verhalten aus Höflichkeit nicht benannt und bewertet wird.
Daher: Ansprechen, thematisieren, Ärger zum Ausdruck bringen, wenn das ohne Wirkung bleibt: den Kontakt abbrechen oder auf das Nötigste reduzieren.
Aber Vorsicht, Geizhälse drehen den Spieß gern geschickt und empört herum, und du giltst als derjenige, der sich daneben benimmt.
Papst Franziskus hat die Staatengemeinschaft
eindringlich gewarnt, dass sich die Menschheit aus materieller Gier und
mangelndem Gerechtigkeitssinn selbst auslöschen könnte. vatican news 3.10.2021
Das spricht mir aus der Seele. Es ist ziemlich wurscht, ob man Atheist, Buddhist oder Katholik ist. Entscheidend ist die Haltung zum Mitmenschen.
Ulrich Busch von der Uni Bremen zeigt den Geiz als Sünde, Krankheit, Altersphänomen auf, um schließlich anzumerken, wie im heutigen Krisen-Kapitalismus («der Staat muss sparen«) Geiz plötzlich zu einer wertvollen Eigenschaft wird.
UTOPIE kreativ, H. 163 (Mai 2004), S. 389-401Volker Faust: „Wer hilfsbedürftig ist und Hilfe bekommt, wird mit seiner misslichen Situation besser fertig. Vielleicht bedankt er sich sogar beim Helfenden (was in unserer Zeit nicht mehr ganz so selbstverständlich ist).
Doch auch der Helfende hat einen Vorteil, und
zwar nicht nur "moralisch", sondern ganz real. So jedenfalls
entsprechende Untersuchungen mit harter Statistik die besagt: Helfen
hält am Leben, Helfende werden älter.“ psychosoziale-gesundheit.net.
Stand:
wenn man es richtig macht. Eine Bilderserie
über teilweise überraschende Ergebnissew aus der psychologischen
Forschung, süddeutsche.de Stand:
„Als plötzlich einige Freunde reicher wurden
als andere, begann die Journalistin und Julia Friedrichs nachzufragen.
Und stieß auf ein gesellschaftliches Tabu-Thema: den Wohlstand der
Erben.“ Auch Peer Steinbrück denkt darüber nach. Nicht mehr die
Leistung zählt, sondern die deiner Vorfahren. Und das wird auch noch
steuerlich begünstigt. Das ist eine unserer sozialen Zeitbomben. Stand
„So asozial Geiz ist, umso vernünftiger ist
Sparsamkeit. Doch wo hört das eine auf und wo beginnt das andere? Ein
nachdenklicher Artikel über den grundsätzlichen Wesensunterschied von
Geiz und Sparsamkeit.“ Autor: Lettow-Vorbeck. gentleman-blog.de. Stand:
Veröffentlicht von Marion Selzer | 22. November 2019 mit dem Geiz-Beispiel.
Friedemann Schultz von Thun entdeckte das
Wertequadrat neu.. Ein Beispiel ist das Quadrat Verschwendungssucht-
Freigiebigkeit vs. Sparsamkeit-Geiz. Es manchmal nicht weit von der
Tugend zum Laster. Stand: