Lernen und Zusammenleben. Dr. Uwe Wiest
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Aktuell

2. März 2024
Es war nie aus der Mode und kommt verstärkt in Mode: das Aktive Zuhören oder Einfühlende Verstehen als kommunikative Stärke nicht nur in der Psychotherapie (Carl Rogers), sondern auch in der beruflichen Kommunikation und in jedem guten Coaching (psychologischen Begleiten).
Menschen, die zuhören, nachvollziehen, was in anderen vorgeht, tragen zur Lebensqualität ihrer Mitmenschen bei.

Aber wie verbreitet sind die Dauerredner, die ihre Mitmenschen mit ihren Selbstgesprächen langweilen, da passt kein Blatt Papier zwischen einzelne Redebeiträge. So schaffen sie es, sich in Anwesenheit anderer selbst zu bespiegeln, und nie etwas von den anderen Menschen zu erfahren - wozu auch? Die Kommunikationsexpertin Vera Birkenbihl nannte das "Kläranlage des Geistes", das ist der Missbrauch des Gesprächspartners durch erzwungene Aufmerksamkeit. Der andere wird zugeschüttet wie ein Mülleimer.

Das bekommt niemandem, ich unterbinde das, auch wenn das möglicherweise eine Freundschaft kostet. Aber was ist schon eine Freundschaft, die mich dazu zwingt, unfreiwillig den seelischen Vorgängen zu lauschen?
Diese Dauerredner sind auch die Qual jedes Therapeuten. Sie reden, loben sich, finden sich wichtig, machen nie Fehler, sondern immer die anderen, sie können stundenlang darüber reden, wie überlegen sie im Umgang mit anderen sind.  Da ist null Veränderungspotential, null Interesse an anderen, null Bereitschaft, aus Erfahrungen lernen.

Wie angenehm ist dagegen ein Gepräch in Augenhöhe, wo alle Beteiligten etwas beitragen und Interesse an ihren Mitmenschen zeigen? Das macht Freude.




12. Februar 2024
Die Deutschen sind ein Volk von Rechthabern.
Früher war mehr im Bewusstsein: es gibt Fakten und es gibt Meinungen. Auf Meinungen kann man sich einigen, auf Fakten nicht.
Aber heute werden leichtfüßig Fakten zurückgewiesen. Es ist ja auch nicht einfach - niemand hat einen kompletten Wissensstand, was beim Einzelnen ankommt, sind immer aufbereitete Fakten, durch Lehrer, Autoren, Jounalisten...
Und dann ist da noch das Richtig-Falsch-Bauchgefühl.

Es gibt genug Leute, die Wahrheiten ex cathedra verkünden. Jeder ist sein Messias.
Aber die selbst ernannten Experten gehen mir auf den Wecker.
Ich selber werde mir immer bewusster, dass ich den Ball flachhalten muss. Ich bin kein Experte für Alles, nicht einmal für Wesentliches. Ich sollte nicht bei jedem Thema mitreden müssen. Aber:
Wenn jemand von rot-grün-Versifften spricht, sage ich jetzt immer: Deutschland ist schwarz-braun versifft.
Oder noch besser: sind wir nicht alle versifft?
Immer druff auf die Propheten. Den Besserwissern widersprechen.
Gern: ich kann dazu nichts sagen, meine Aktenlage ist zu dürftig.

Im übrigen: wirkliche Querdenker sind leider selten. Aber es gibt sie. Nur nicht da, wo sich Leute so nennen.
Es sind die Leute, die den Wald vor Bäumen nicht sehen.