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Bärbel Stiller


Bärbel Stiller † 30.10.2011

Noch vor vierzehn Tagen habe ich in meiner Praxis mit Bärbel Stiller zusammen gesessen und Kuchen verzehrt, sozusagen als Ferien-Feier, und weil für Bärbel alle Dinge gut gelaufen sind. Sie fühlt sich wohl in ihrem neuen Haus, sie hat viele von den geliebten Blumen und Pflanzen in den neuen Garten hinüberretten können, ihr 2 CV ist aufs Beste restauriert, und die Arbeit mit den Kindern – sie ist Sonderpädagogin – in der Grundschule macht Freude.
Dann ereilt mich die Nachricht von ihrem Lebensgefährten, sie ist am Donnerstag ins Krankenhaus gegangen, weil ihr schlecht war, dann kam nach und nach ein völliger Organ-Zusammenbruch, und sie ist gestorben.

Bärbel Stiller war eine begnadete Pädagogin. Sie verschaffte ihren Anvertrauten emotional und kognitiv große Erfolgserlebnisse. Sie veranstaltete Lese- und Rechenwettbewerbe und verteilte Preise. Sie benutzte Verträge zur Besserung des Verhaltens. Sie rettete viele Kinder, die andere aufgegeben hatten, ins Regelschulsystem hinüber. Ihre Kinder nannte sie „Sonnenkinder“ und dekorierte ihren Raum mit Papiersonnen. Sie mochte einfach Kinder.
Bärbel war der festen Überzeugung, dass in jedem Menschen das Gute zu finden ist.

Mit ihrer Familie hatte sie kein Glück. Sie war psychisch sehr belastet und hatte vor Jahren schon einen Herzinfarkt. Aber: sie hat immer wieder unterstützende Menschen getroffen. Auch Kolleginnen und Kollegen, Nachbarn, Bekannte. Ich habe sie lange Jahre psychologisch beraten, mal ab und zu, dann wieder regelmäßig. Wenn sie bedrückt war, ging sie nach unseren Gesprächen immer heiter zur Tür heraus. Wir dachten, jetzt ist es geschafft. Sie wollte von jetzt ab nur noch ein schönes Leben.
Bärbel, ich denke darüber nach, warum das gerade jetzt sein musste. Hattest du deine Ziele erreicht? Konntest du deinem geplagten Körper jetzt nachgeben? Mir tut das einfach nur leid, ich bin immer noch wie vom Donner gerührt.