Experimentiee mit dir

per Anhalter durch deine Person                                      © Dr. Uwe Wiest, 2023

Lebensqualität durch persönliche Beweglichkeit

Wenn du Lust hast, deine Beziehungen zu anderen Menschen befriedigender zu gestalten, wenn du dich besser fühlen und deine persönliche Ausstrahlung erhöhen möchtest, ist es sinnvoll, ab und zu Neues zu versuchen und dadurch zu lernen. Stelle Vermutungen an, was sich ändert, wenn du dich anders verhältst, probiere es und werte es aus. Ist es so gekommen, wie du gedacht hast, bist du überrascht worden?

Wenn du das tust, bist du dein eigener neugieriger Wissenschaftler. Merke: Nur wer beweglich ist, bewegt etwas.

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Du bleibst du. Aber du bist flexibel.
Ab und zu dein persönliches Update
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Erst einmal alles durchlesen. Im folgenden immer ein Thema zur Zeit behandeln. Jedes Thema verdient eine gründliche Beachtung..

 Lange Zeit weißt du, wie du mit den an dich gestellten Anforderungen des Lebens umgehen musst und wie du es dir schön machen kannst.

Dann kommt eine Situation, die du nicht so gut bewältigst. Weil es zum Beispiel Veränderungen gibt, auf die  du keinen Einfluss hast.
Da braucht man einen Reiseführer. Wie bei einer Reise durch die Galaxis. Douglas Adams

dein seelischer ReiseführerDein Leben hat oft Überraschungen bereit, nicht immer angenehme.  Da kannst du nicht immer einfach so weiter machen. Da werden neue Anforderungen an dich gestellt.

Dann sagst du:

Ich kann nicht aus meiner Haut.

Es sind die Umstände, damit muss ich mich abfinden.

Es liegt an den anderen, die müssen sich ändern.

Die anderen müssen mich so nehmen wie ich bin.

oder in einem Satz:

Ich will so bleiben wie ich bin.

Die Antwort ist:

Wer nichts wagt, der nichts gewinnt.

Oder: wie es so schön in der zweiten Strophe des Lieds "The Rose" ausgedrückt ist:

It's the heart afraid of breaking

That never learns to dance

It's the dream afraid of waking

That never takes the chance

It's the one who won't be taken

Who cannot seem to give

And the soul afraid of dyin'

That never learns to live.

Es muss aber auch gar nichts Dramatisches im Leben eintreten. Es ist manchmal auch nur die fehlende Perspektive, Dinge, die einem Freude gemacht haben, werden in ihrer Wirkung immer blasser. Die Tage schleppen sich dahin. Du fühlst dich belastet oder gar überlastet - oder leer und gelangweilt, oder alles gleichzeitig (das gibt es auch!).

Dann ist es Zeit, etwas zu verändern.

Nicht mit dem Brecheisen.

Man muss ja nicht gleich waghalsig werden.
Man muss ja nicht komplett ein anderer Mensch werden.
Etwas an sich feilen. Ein wenig sich selber modellieren.

Das kann Freude machen. Man erlebt sich und andere neu, man erfährt positive Überraschungen. Man baut Befürchtungen ab.

Probiere es aus

Manche Dinge sind übersichtlich, Sie können sie relativ leicht ändern.

Bei einigen Vorhaben merken Sie Änderungen nicht gleich, dann sind Sie schnell entmutigt. Daher ist es gut,

ein Tagebuch zu führen, Situationen aufzuschreiben (wann, wie, wo, wer war dabei, Erfolgsbewertung)

oder, als Ergänzung oder als Alternative

eine Häufigkeitstabelle anzulegen (wie oft habe ich etwas gemacht, wie viel mal war ich erfolgreich?). Waagerecht: Datum, Senkrechte: Häufigkeit.


Gewohnheiten

Was man immer tut, was man gewohnt ist, das fühlt sich richtig an. Was man nicht gewohnt ist, fühlt sich falsch an.

Wenn man bei seinen Gewohnheiten bleibt, kennt man die Auswirkungen. Man nimmt sie in Kauf, auch wenn sie manchmal oder oft unangenehm sind. Denkt oder handelt man anders, weiß man nicht, was dabei herauskommt. Da macht unsicher.

Ein schöner Abend ohne Alkohol?

Eine Gesellschaft, bei der man nicht redet? Oder ausnahmsweise doch mal redet?

Eine Beziehung ohne Zank und Geschrei? Wie fade.

Eine Stunde ohne Smartphone, Fernsehen, Musik aus der Konserve, einfach nur so da sitzen? Da muss man doch an die Decke gehen!

Einfach essen, wenn du Appetit hast? Du hast schon das Bild vor Augen, wie fett du sein wirst.

Sich mal nicht schminken? Wie sieht das denn aus?

Gewohnheit und Sucht, das wird fälschlicherweise leicht in einen Topf geworfen. Computer- oder Smartphone-Sucht ist eine starke Gewohnheit. Nicht mit dem Smartphone zu hantieren, fühlt sich falsch an.

Soziale Gewohnheiten: Der Mensch neigt dazu, sich unter solchen Menschen zu bewegen, die ähnliche Gewohnheiten haben, und die einen darin bestärken, dass diese Gewohnheiten richtig sind.

Probiere es aus

Erweitere mal gelegentlich mit deinem Verhalten. Um neue, vielleicht gute Erfahrungen zu sammeln.

  • Wer ständig redet, sollte mal schweigen.

  • Wer ständig in Bewegung ist, sollte den Körper mal ruhig halten.

  • Wer mürrisch ist, sollte mal freundlich sein.

  • Wer immer im Mittelpunkt stehen will und muss, sollte sich mal zurückhalten und beobachten.

  • Wer schwer Kontakte findet, sie aber auch gar nicht sucht, sollte sich mal dazu stellen, wenn andere eine kleine Gruppe bilden und sich unterhalten.

  • Wer sein Kleingeld zusammen hält, sollte mal einen ausgeben.

  • Wer immer Recht hat, sollte anderen mal recht geben.

  • Wer immer in Eile ist, sollte mal trödeln.

  • Wer immer gebeugt umherschleicht, sollte mal aufrecht und zügig gehen.

  • Wer sich schlecht behandelt fühlt und das nie äußert, aber sich lange grämt, sollte sich beim nächsten Mal wehren.

  • Wer immer an anderen herummeckert, sollte mal loben.

  • Wer immer bei seinen eigenen Gedanken ist, sollte mal anderen ein längeres Stück zuhören.

  • Wer immer gern als Zuhörer gebraucht wird, aber übergangen wird, wenn er selber etwas erzählen will, sollte das sagen.

  • Wer sich meistens bedienen lässt, sollte mal etwas für andere tun, seine Dienste anbieten.

  • Wer immer für andere da ist, andere bedient, sollte seinen Service mal einschränken und etwas für sich tun.

  • Wer nie etwas richtig zu Ende macht, nimmt sich mal eine Sache vor und bringt sie zum Abschluss.



Aus der Rolle fallen

Im Theater oder Film verkörpern die Schauspieler bestimmte Rollen. Bei guten Werken können diese Rollen durchaus differenziert sein.

Im Alltag stelle ich auch so eine Rolle dar, ich sehe mich in einer ganz bestimmten Weise, und ich könnte für mich sogar ein Drehbuch schreiben. Das ist eine interessante Vorstellung: sich selber zu spielen.

Dazu passend gibt es das Fremdbild, wie andere Menschen mich sehen. Das Fremdbild ist oft sogar präziser als das Selbstbild, es zu erforschen, birgt manchmal Überraschungen.

Bei den Disney-Figuren gibt es klare Rollenkonzepte: den Glückspilz Gustav Gans, den reichen Geizkragen Dagobert Duck, den sich selbst überschätzenden sympathischen Looser Donald Duck, die altklugen Neffen Tick, Trick und Track, die Panzerknacker, die immer am Ende die Dummen sind, aber immer weiter an ihre Erfolgsaussichten glauben, der große böse Wolf, gefährlich, aber ziemlich erfolglos, muss sich von seinem moralisch-guten Sohn retten lassen. Daniel Düsentrieb, der kreativ ist aber trotzdem nie so recht erfolgreich.

Probiere es aus

Stellen Sie sich einige Szenen aus Ihrem Leben, erst einmal in der Gegenwart, vor, in der Sie mitspielen. Es können Szenen sein, wie man sie in Fernsehspielen und Kinofilmen sieht.

Welche Rolle spielen Sie in diesen Szenen?

Beispiele:

Sind Sie ...

der gutmütige Mensch, den nichts aus der Ruhe bringt, der aber auch ein bisschen langweilig ist, weil er nichts so recht an sich herankommen lässt?

der aufbrausende und ständig herumzeternde Mensch? Lassen Sie kein gutes Haar an anderen Menschen? Kann man es Ihnen nicht recht machen?

die Frau, die immer ihre Unterstützung gewährt, aber nie so recht bemerkt wird, und die immer grauer und unscheinbarer wird? Die auf den Prinzen wartet, der ihre wahren Talente entdeckt?

die Prophetin, die allen erklärt, wie man richtig leben soll?

die Erzählerin oder der Erzähler, der oder dem man gern zuhört?

die Person, die es schafft, mit Witz und Humor brenzlige Situationen zu entspannen?

die Person, die alles mit dem Hintern umschmeißt, was sie vorn aufgebaut hat?

die oder derjenige, die überall Unruhe und Chaos erzeugt?

die charmante Person, die zwar viel Mist macht, der man aber eigentlich nie etwas übel nimmt?

ein Mensch, der bei anderen Beklemmungen, Erstarrung, Angst auslöst?

eine mutige und auch zum Leichtsinn neigende angstfreie Person?

Um Ihre spezielle Rolle oder ihre speziellen Rollen herauszufinden, denken Sie an Situationen, die anscheinend immer mit dem gleichen Ergebnis für Sie ablaufen, in der Familie und anderen Beziehungen, im Beruf ...

Und wozu das Ganze?

Wenn Sie etwas über diese oder jene Rolle herausgefunden haben: welche Rolle gefällt Ihnen, welche eigentlich weniger? Könnten Sie sich vorstellen, in Ihrem Drehbuch mal eine andere Rolle zu spielen?
Oder das Drehbuch für diese Rolle ein wenig umzuschreiben?

Man spielt ja oft auch nur deswegen eine Rolle, weil die attraktiveren Rollen schon von anderen besetzt sind.

Beispiel: Sie werden immer schnell wütend und können dann nicht mehr klar denken. Das wissen andere und provozieren Sie.

Wenn Sie sich also solche Szenen vorstellen, bedenken Sie auch die Rollen der anderen "Mitspieler".


Freundlicher Kontakt

Prinzipiell: an sich denken, aber auch an die anderen denken, wie es denen wohl mit deinem Verhalten geht.

Distanz und Nähe:

  1. Freundliches Gesicht, zugewandte Körperhaltung, bewusst den Augenkontakt suchen und lächeln.2 Händedruck mit angemessener Spannung.

  2. Belanglose Bemerkung machen, die jeder akzeptiert „Schönes Wetter heute, aber kalt“, irgendwas Positives sagen: (Getränkemarkt: Ihr Bier soundso schmeckt wirklich sehr lecker“).

  3. Jemanden in der Schlange vorlassen, Geduld im Straßenverkehr, wenn vor einem einer offensichtlich eine Straße sucht.

    Nicht verwechseln mit Ausweichen, Nachgeben gegenüber dominantem Verhalten. Merke: freiwillig auf die Wahrung eines Rechts verzichten ist etwas anderes als ängstlich zurückweichen.

Probiere es aus

Beschreibe, was die Leute von dir denken und empfinden, wenn du dich wie oben verhältst.

Probiere mal etwas und beobachte, was es bringt.

Wenn du dagegen andere gern vor den Kopf stößt und deinem Ansehen unbedingt schaden willst:

Schlaffer oder quetschender Händedruck beim Begrüßen, woanders Hingucken.
In jeder Situation aggressiv auf seinen Rechten Bestehen.
Mit finsterem Gesicht Schweigen.
Dauerreden
Sich unangemessen kleiden, ungepflegt sein (Geruch, unsaubere Kleidung).
Breitbeinig im öffentlichen Nahverkehr sitzen, dass der zweite Platz kaum benutzt werden kann.
Smartphone laut stellen, laut telefonieren, damit alle in Bus und Bahn deinen Worten lauschen können.


Gespräch

Ein Gespräch findet zwischen zwei oder mehreren Menschen statt. Zu einem richtigen Gespräch gehört, dass alle beteiligt sind. Wenn nur einer redet, ist es ein Vortrag oder Monolog.

Gespräche dienen verschiedenen Zwecken und Zielen. Es ist gut, wenn man sich selber darüber im Klaren es, welchen Zweck und welches Ziel ein Gespräch hat.

In Gesprächen finden ganz unterschiedliche Dinge statt:

Zuhören,

sich selber offenbaren, dann spricht man von sich selber,

informieren, dann hält man einen kleinen Vortrag,

belehren, jemanden Rat geben, jemandem sagen, was sie oder er tun soll,

bewerten, man findet etwas gut oder weniger gut oder schlecht,

Übereinstimmung oder Widerspruch äußern,

Wünsche oder Ziele benennen ...

Man kann das Gesprächsverhalten oder Gesprächsphasen auch nach Rollen benennen:

der Psychotherapeut3, der Lehrer, der Chef, der Freund, die Eltern, der Prediger, der Verkäufer ...

Probiere es aus

Zeichne mal ein Gespräch auf und benenne die Merkmale des Gesprächs.

Du kannst auch einfach aus der Erinnerung zu folgenden Fragen Stellung nehmen:

Gehen die Teilnehmer aufeinander ein? Wie machen sie das?

Woran merkt man, dass jemand zuhört oder mit seinen Gedanken ganz woanders ist?

Wie beeinflussen die Teilnehmer einander?

Macht jemand Druck, und wenn, wie?

Welche Verhaltensweisen führen zu mehr Äußerungen der anderen, welche stoppen das Gespräch?

Woran merkt man Anspannung und Entspannung?

Welche ausgesprochenen und unausgesprochenen Meinungen gab es?


Zuhören

Menschen reden gern. Wer selber ständig redet und nicht zuhört, erfährt viel von sich selbst und nichts von anderen. Machen Sie die Probe aufs Exempel: Sie waren in Kroatien oder in der Karibik. Kaum zwei Sätze gesagt, da werden Sie mit den Urlaubserfahrungen anderer vollgetextet.

Berater geben gern Rat-Schläge. Sie wissen dann schon, was für andere gut ist. Sie haben ja so viele Erfahrungen, sie brauchen gar nicht genau zu wissen, wie die Lage der Person ist, der sie raten. Zum Zuhören hat man einfach keine Zeit – oder keine Lust.

Beraten ohne Zuhören ist eine vergebliche Kunst. Beraten ohne Zuhören macht schlechte Gefühle. Es ist ermüdend, wenn ausschließlich Allein-Unterhalter am Werk sind. Das gilt auch für Unterrichtsgespräche, wenn Lehrer so steuern und dominieren, dass Schüler-Äußerungen nur Versatzstücke, Lückenfüller sind.

Wer in Kontakt mit anderen Menschen kommen will, etwas von ihnen erfahren will und eine Überzeugung, ein Nachdenken, eine persönliche Entwicklung fördern will, muss zuhören können.

Die Grundlage des Zuhörens ist Neugier auf eine andere Person oder eine Gruppe.

Zuhören kann passiv sein: einfach nichts sagen, andere reden lassen, dabei eine zugewandte mimische und körperliche Haltung zeigen: Blickkontakt, sich leicht vorbeugen, Lächeln, mit dem Kopf nicken. Man kann ermunternde Fragen stellen: „Erzähle doch mehr darüber.“ Oder Bemerkungen wie „Aha“, „Hmhm“.

Man kann nach weiteren Details fragen, oder um eine weitere Erklärung bitten, wenn man etwas nicht ganz verstanden hat.

Zum Zuhören gehört auch, dass man nicht bewertet oder Suggestiv-Fragen stellt. Also nicht: „Meinst du, dass das richtig war?“ „Hättest du nicht stattdessen lieber das und das machen sollen?“

Sie können Äußerungen Ihres Gesprächspartners auch einfach wiederholen oder in eigenen Worten wiedergeben.

Probiere es aus

Versuche mal, einige Minuten nur zuzuhören. Verzichte auf deine Meinungen, Ideen, Bewertungen, enge Fragen, die jemand nur mit „Ja“ und „Nein“ beantworten kann. Horche in dich hinein, macht dich das kribbelig? Gehen dir tausend Sachen durch den Kopf, die du jetzt gerne sagen würdest? Fühlt sich dein Gesprächspartner wohl, redet sie oder er weiter, wenn du zuhörst?

Notiere anschließend deine Beobachtungen und Erfahrungen.


Einfühlen

Will man die innere Welt, das heißt Gedanken, Gefühle, Empfindungen, einer Person kennen lernen, und will man einer Person helfen, ihre Gedanken in Ruhe zu entwickeln, fühlt man sich ein.

Wie geht das? Du formulierst das, was dein Gegenüber sagt, in eigenen Worten.

A. „Ich vertrödel immer ganz viel Zeit, bevor ich mit den Hausaufgaben anfange.“

B. „Du kriegst einfach nicht den Dreh, sofort loszulegen.“

A. „Ja, und dann habe ich ganz lange da gesessen und wenig geschafft.“

B. „Und das ärgert dich dann, wenn es wieder so gelaufen ist.“

Man geht immer auf den vorigen Satz ein. Man ist sozusagen ein Echo, das Gegenüber kann dann bewerten, ob es genau das ist, was es gemeint hat, oder nicht ganz, und es dann entsprechend modifizieren.

Diese Art des Gesprächs kann man auch Begleiten nennen. Du bist immer ziemlich genau auf der Höhe der Gedanken, die dein Gegenüber gerade entwickelt.

Auf den ersten Blick klingt diese Art der Gesprächsbegleitung vielleicht umständlich. Der Gesprächspartner lernt aber dabei: sie oder er wird nicht bedrängt. Sie kann ihre Gedanken entfalten, ohne von dir abgelenkt oder ausgebremst zu werden.

Probiere es aus

Einfühlen im Gespräch, das ist auch Übungssache. Fange einfach damit an, dass du die Äußerungen deines Gesprächspartners wiederholst. Das wird dir komisch vorkommen, aber die Erfahrung zeigt, dass Gesprächspartner schon das als angenehm empfinden.

Mit einiger Erfahrung lernst du, dich etwas kürzer und dichter zu äußern und andere Worte zu gebrauchen, oder dich bildhafter auszudrücken.

Probiere es mal mit Leuten aus, mit denen du gut befreundet bist und lasse dir sagen, wie deine Art des Einfühlens ankommt.

Zeichne mal eine Gesprächs-Sequenz auf und überlege mit deinem Trainingspartner, wie treffend du dich eingefühlt hast, und was man sonst noch hätte sagen können.

Schreibe mal auf, was du normalerweise gesagt hättest und frage deinen Partner, wie das angekommen wäre.


Fragen

Warum fragen Menschen?

Fragen erkennt man schriftlich am Fragezeichen, mündlich an der am Satzende angehobenen Stimme. Ansonsten haben sie wenig gemeinsam.

Lehrerin: Warum hast du Thomas geschlagen? (Schüler: Ich weiß es selber nicht, aber ich muss jetzt irgendwas Geschicktes antworten).

Verkäufer: Bietet der Toaster nicht wirklich viel für sein Geld? (Ich brauche keinen Toaster)

Sie: wollen wir Essen gehen oder lieber ins Kino? (Ich möchte zu Hause bleiben, aber das sage ich lieber nicht)

Er: liebst du mich wirklich? (Was ich auch antworte, es kann nur falsch sein)

Lehrer: hat Felix richtig gerechnet? (Ja oder Nein)

Eltern: wie war es in der Schule? – Gut. (Kind weiß, es geht nicht darum, Eltern beunruhigende Dinge zu sagen. Aber auch nicht, dass einige Dinge Spaß gemacht haben. Es geht vielmehr darum, wenig zu sagen und damit kein Öl ins Feuer zu gießen).

Eine gute Retourkutsche, wenn man eine Frage nicht beantworten möchte: „Warum fragst du?“

Fragen dienen verschiedenen Zwecken:

Jemand will eine Information, einen in Verlegenheit bringen, einem Alternativen aufzwingen, seine eigene Sorge besänftigen (was so nicht gelingt), Überlegenheit zeigen (Warum fragt der Lehrer Sachen, die er doch schon weiß?). Manche Fragen beinhalten gleich eine Bewertung. „Findest du das richtig, kleine Kinder zu ärgern?“

Fragen können aber die befragte Person in ihrer Phantasie beflügeln, Nachdenken fördern..

Enge Fragen sind eindimensionale Fragen, die nur wenige Antworten zulassen. Der Gefragte ist in dem Gespräch eigentlich nur Statist.

Weite Fragen lassen der befragten Person Spielraum, weite Fragen stimulieren und setzen wenig unter Druck. Sie ermöglichen einen Austausch von Gedanken.

Zirkuläres Fragen –

das ist so Etwas wie Klatschen mit Anwesenden: man wird nach Meinungen über andere gefragt statt über sich selber reden zu müssen. Dabei geht es um Vergleiche.

Wer ist noch so unordentlich wie Thomas? Wer ist am ordentlichsten?

War Thomas immer schon unordentlich? Wann war er am ordentlichsten?

Wenn Thomas unordentlich ist, wer regt sich darüber am meisten auf?

Wer kann Thomas am ehesten dazu bewegen, aufzuräumen?

Wenn Thomas plötzlich ganz ordentlich wäre, wer hätte am meisten davon?

Was würde geschehen, wenn Thomas noch viel unordentlicher würde?

Wer würde als erster bemerken, wenn Thomas seine Sachen aufräumt?

Gibt es jemanden, der früher auch unordentlich war? Wie hat sie oder er zur Ordnung gefunden?

Welche Vorteile hat Thomas davon, unordentlich zu sein?

Wer würde sich mehr und wer würde sich weniger um Thomas kümmern, wenn er ordentlich wäre?

Was würde geschehen, wenn alle unordentlich würden?

Würde es Thomas dann besser oder schlechter gehen?

Zirkuläre Fragen beinhalten explizit den Beziehungs- und den Inhaltsaspekt:

Statt: „Was hast du gesehen?“ „Was denkst du, was er gesehen hat?“

Statt: „Wie siehst du das Problem?“ „Was denkst du, wie sie das Problem sieht?“

Zirkuläre Fragen erweitern die Perspektive. Auf andere Personen, auf Zusammenhänge, unterschiedliche Zeiten, auf die Zukunft. Es wird in verschiedene Richtungen geblickt. Das System wird ausgeleuchtet, statt isoliert eine Person. Daher werden zirkuläre Fragen auch systemische Fragen genannt.

Zirkuläre Fragen sind Vergleichsfragen. Verschiedene Personen, Verhaltensweisen, Bewertungen, Zeitpunkte werden miteinander verglichen. Vergleiche führen weg vom Absoluten zum Relativen.

Mit zirkulären Fragen bringt man eine Person mit Defiziten aus der Defensive und macht sie zur Mit-Forscherin.

Probiere es aus

Stelle weite Fragen, zirkuläre Fragen. Beobachte dabei deine Gefühle. Achte darauf, wie sich deine Sichtweise von den Dingen erweitert.

Fertige eine Liste an. Was kann man alles vergleichen?


Verhalten ändern

Grundlagen

  1. Verhalten, auf das sofort eine positive Erfahrung folgt, tritt häufiger oder verstärkt auf.

  2. Bestimmte Ereignisse signalisieren dir: wenn du jetzt etwas Bestimmtes tust, wirst du eine positive Erfahrung machen. Du wirst es dann häufiger tun.

  3. Wenn du bei anderen beobachtest, dass sie in einer Situation mit einem bestimmten Verhalten positive Erfahrungen machen, wirst auch du dich häufiger so verhalten.

  4. Wenn auf ein Verhalten nur unregelmäßig positive Erfahrungen folgen, wird es häufiger auftreten als wenn dies regelmäßig der Fall ist (paradox aber vielfach bestätigt).

  5. Wenn auf ein Verhalten nie eine positive Erfahrung folgt, wird es verlernt.

  6. Wenn auf ein Verhalten eine unangenehme Erfahrung folgt, wird es vermieden, aber nicht verlernt. Sowie die unangenehme Erfahrung nicht mehr erfolgt, tritt es wieder auf.

  7. Unangenehme Erfahrungen werden mit der Situation assoziiert, in der du dich verhalten hast - unter anderem mit Personen, die dich Unangenehmes erfahren lassen. Das heißt, unangenehme Gefühle wie zum Beispiel Zorn oder Angst werden in einer ähnlichen Situation auftreten, auch wenn du dich gar nicht so verhalten hast.

  8. Sofortige positive Erfahrungen führen zu mehr entsprechendem Verhalten. Positive Erfahrungen zu einem späteren Zeitpunkt bewirken wenig oder gar nichts.

  9. Ein unerwünschtes Verhalten wird am ehesten verlernt, wenn man es durch ein damit unvereinbares Verhalten ersetzt.

  10. Die beste positive Konsequenz auf ein Verhalten ist: die eigene Freude oder der Stolz über den Erfolg. Diese Konsequenz hat man immer bei sich.

Wenn man diese Regeln auf sich selbst oder andere Personen anwendet, gibt es ein Problem: man muss erst einmal herausfinden, was das für Erfahrungen sind, die von der Person (von dir selber oder von anderen), die als positiv erlebt werden.

Nr. 1 wird landläufig mit Lob gleichgesetzt. Lob wird aber vom Empfänger oft gar nicht als angenehm erlebt.

Nr. 2 beschreibt eine Verhaltenskette. Eine Schülerin hat sich für Französisch intensiv auf einen Test vorbereitet. Durch konzentrierte Mitarbeit im Unterricht und gründliche Hausaufgaben. Sie schreibt eine Eins. Sie wird sich fortan wieder oder sogar intensiver vorbereiten - erst einmal beschränkt auf "Französisch", denn da hat es funktioniert.

Nr. 3, Lernen durch Beobachtung, stellvertretendes Lernen, ist ein starkes Prinzip. Beobachteter Erfolg eines Verhaltens wirkt unter Umständen so stark wie ein selbst erfahrenes positives Erlebnis.

Nr. 4 ist paradox, widerspricht eigentlich dem gesunden Menschenverstand. Ein Kind, dass jedes 5. Mal erreicht, dass es durch lautes Quengel etwas gekauft bekommt, wird künftig noch mehr quengeln als das Kind, das immer sein Ziel erreicht. Das gilt ja auch für Sportler und erklärt deren Hartnäckigkeit, ein Ziel erst nach vielen Versuchen zu erreichen.

Nur Nr. 5, also das konsequente Ausbleiben des Erfolgs, führt zum Ausbleiben des Verhaltens. Das macht Erziehung so schwierig. Das macht Hartnäckigkeit im Sport so wirksam.

Nr. 6, das ist die Strafe. Strafe führt nicht zum Verlernen, sondern zum Vermeiden. Wenn sie ausbleibt, tritt das Verhalten wieder auf. Das sieht man an Wiederholungstätern. Sitzt im Gefängnis, kommt wieder heraus, bricht sofort wieder ein Auto auf.

Nr. 7 beschreibt die Nebenwirkungen von Strafen beziehungsweise unangenehmen Verhaltens-Konsequenzen: die Situation, in der diese erfolgen, wird als Ganze zur Ankündigung unangenehmer Erlebnisse. So entsteht Schulschwänzen: ständiger Ärger mit Lehrern und Mitschülern, blamable Testergebnisse und andere Prüfungssituationen, ausgelacht Werden, weil man etwas nicht kann zum Beispiel, erzeugt schon beim Anblick des Schulgebäudes und bestimmter Lehrkräfte Gefühle wie Angst und Wut und das dringende Bedürfnis, zu fliehen.

Nr. 8 besagt, dass die positive Konsequenz nur verhaltenswirksam ist, wenn sie so schnell erfolgt, dass die Person den Zusammenhang von Tun und angenehmem Erleben unmittelbar erlebt. Langfristige positive Folgen (das Fahrrad zu Weihnachten) sind nur wirksam, wenn es auf dem Weg schon mal viele viele kleine positive Folgen gegeben hat.

Nr. 9 : wenn es gelingt, das unerwünschte durch ein erwünschtes Verhalten zu ersetzen, das man nicht gleichzeitig mit dem unerwünschten ausüben kann, und das gewünschte dann auch noch als angenehm oder erfolgreich erlebt wird, wird das unerwünschte Verhalten nachhaltig verlernt. Dabei ist natürlich Phantasie gefragt. Passionierte Raucher können zum Beispiel bei fast jeder anderen Tätigkeit rauchen. Aber Reden und Schweigen geht zum Beispiel nicht gleichzeitig.

Nr. 10: "Ich bin nicht wütend geworden, sondern bin gelassen geblieben. Ich habe tief durchgeatmet statt loszubrüllen." Ja, darüber kann man erfreut und stolz sein.

Vorschläge

Eigenes Verhalten ändern.

Schieben Sie wichtige Dinge leicht vor sich her (Prokrastination)?

Fangen Sie gleich an oder zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt. Wenn Sie sich daran gehalten haben: freuen Sie sich. Genießen Sie das Ergebnis. Machen Sie unmittelbar danach etwa, was Ihnen Spaß macht. Sagen Sie sich, wie willensstark sie wieder waren.

Merke: wenn Sie Zeit für ihre Lieblingsbeschäftigung durch Aufschieben gewinnen, können sie das meistens gar nicht richtig genießen. So aber gewinnen Sie ein reines Gewissen. Die Erleichterung ist schon Belohnung.

Vergegenwärtigen Sie sich all diese Vorzüge.

Übrigens, wenn Sie gern mit Listen arbeiten: schreiben Sie auf, wie viel Mal sie nicht aufgeschoben haben, zeichnen Sie mit den Daten eine Lernkurve! Die wird hoffentlich ansteigen, das ist eine zusätzliche Belohnung.

Was möchten Sie gern an ihrem Verhalten ändern? Planen Sie ein Programm. Mit Zielen, Zwischenzielen, Belohnungen. Welche positiven Gedanken, Gefühle, Empfindungen möchten Sie mit der Verhaltensänderung erreichen?

Beispiele: Überwinden von Angst, Jähzorn, Tabletten-, Drogen-, Alkoholkonsum, Rauchen, Naschen im Übermaß.

Ersetzen Sie Entspannung durch Dinge, die Sie zu sich nehmen, durch Entspannungstrining (Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training, Yoga).

Sie sind unordentlich, sie können nichts wegwerfen? Räumen Sie auf, setzen sich danach hin und betrachten mit Freude ihren aufgeräumten Schrank, die Küche ... Drei Sachen werfen Sie weg, über eine freuen Sie sich, Sie wussten gar nicht, dass Sie die noch haben. Es ist wie ein Neukauf.

Erziehung

Rechtzeitiges morgendliches Aufstehen. Angemessenes Arbeiten für die Schule. Aufräumen.
Schließen Sie mit ihrem Kind einen Vertrag. Tägliche Buchführung. Wird er eingehalten: Belohnung mit Punktesystem. Wie Treuepunkte im Supermarkt. Punkte werden eingetauscht gegen Belohnung. Gespräch über Erfolge. Keine negativ-Konsequenzen für Nicht-Einhalten, der nächste Tag wird ein erfolgreicher Tag.

Überlegen Sie sich, welche Belohnungen für das Kind erstrebenswert sind.


Liebevoll wahrnehmen

Du siehst genau hin und genießt den Anblick.

Die Geliebte oder den Geliebten. Das Kunstwerk. Die Landschaft. Ein Tier. Eine Pflanze. Den schönen Gegenstand.
Ein Schmuckstück. Ein wertvoll eingebundenes und gestaltetes Buch.
Dein Auto4. Dein Haus. Ein Kleidungsstück. Die Kamera … und – natürlich, das neue Smartphone.
Ein Gegenstand mit symbolischer Bedeutung, zum Beispiel ein Foto, ein Schmuckstück in Erinnerung an eine Person.
Ein religiöses Symbol wie ein Kruzifix, ein Leuchter, ein Gebetsteppich. Ein Kirchenfenster. Ein Muster in der Moschee.

Jeder Mensch, jeder Gegenstand gewinnt an Schönheit, wenn du dir die Muße nimmst, genau hinzusehen und Schönes zu entdecken.

Das gilt genau so für „liebevoll Anhören“, das Genießen von Musik, Stimmen oder Naturgeräuschen.

Man kann auch Situationen genießen.

Eine Landschaft, ein Konzert, eine Ausstellung, eine Vorlesung oder Unterrichtsstunde, ein Zusammensein mit Menschen, die man schätzt ...

Probiere es aus

Beschreibe das Objekt deiner wohlwollenden Betrachtung mit Worten. Was ist daran schön? Was gefällt dir?
Werde ein Dichter!

Genieße einfach häufiger, konzentriere dich auf die schönen Dinge und Situationen!



1ein Update pflegt und verbessert Bestehendes, ein Upgrade verändert Grundsätzliches und erweitert auf neue Funktionen. Beispiel: ein Haus renovieren und instandsetzen, oder grundlegend modernisieren, anbauen oder gar neu bauen. Die Übergänge sind fließend.

2Keine Angst, das ist nicht gleich Flirten. Und wenn schon: ein bisschen Flirten macht doch Spaß!

3beide Geschlechter werden mitgedacht

4Man kann auch Dinge lieben, die andere nicht lieben. Also, ggf. ersetzen durch Fahrrad, E-Roller oder Wanderschuhe ....