Ent-TäuschungEine kleine ungeordnete Stoffsammlung
Weibliche Version: Sylvia
Männliche Version: Lars.
Der Text ist ansonsten der gleiche.
Enttäuschung 2025
eine Stoffsammlung
Einschnitt, Ende, Holzweg, negative Überraschung
Reaktionen auf E.:
Das alles kann auftreten, Gedanken, Gefühle, Verhalten:
erlebt: Gedanken
Plötzliches Erkennen, Nichts ist von Dauer, unerwarteter Einschlag, Klar Sehen, mir geschieht
Unrecht, Einsicht, Irrtum, Umdenken, Aufwachen, Ratlosigkeit, Chance,
Blockade, zu lange Festgehalten, neu Bewerten, sich Tadeln, Grübeln,
auf den Boden der Tatsachen kommen, Suche nach Schuldigem oder
Schuldigen, ok – das war’s, endlich frei, hart aber wieder frei,
tut weh aber was gelernt
erlebt: Gefühle
Trauer, Ernüchterung, Lähmung, Zorn-Wut, Unlust, Kummer,
Resignation, Verzweiflung, an sich zweifeln, Entmutigung,
Resignation, Überraschung, Kränkung, Kater, Fallen in ein Loch,
Fassungslosigkeit, Befreiung, Erleichterung, Druck, nachlassender
Druck, Schmerz, genervt, kein Antrieb, Verlassen sein, Magengrummeln,
Gedanken-Rasen, Tunnelblick, huch? Aua!
beobachtet: Verhalten
Aufgeben, Weiter Machen, Passivität, Sturheit, Klammern,
Ablenken, Abwarten, Ausrasten, Saufen, sich Zudröhnen, alles
Hinschmeißen, Krank Werden, Weinen, Herumschreien, Starre, Rückzug,
Selbstverletzung, Pausieren, gebeugt, Kopf nach unten,
geschlossene Augen, belegte Stimme, geballte Fäuste, Hand an der
Stirn, flache Atmung, Durchatmen, weiche Knie, Hilfeschrei, zappelig sein,
Herumrennen
Redensarten
Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird, viele Hunde
sind des Hasen Tod, Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, Alles
ist im Fluss, den Staub von den Füßen schütteln, von den Socken
sein, ich glaube es hackt, das kann ja wohl nicht wahr sein, das war
es dann ja wohl, etwas auf den Deckel kriegen, es geht einem ein Licht
auf, der Nebel verzieht sich, der Krug geht so lange zu Wasser bis er
bricht, steter Tropfen höhlt den Stein ...
Weibliche Version: Sylvia
Enttäuschung.
Das zieht Sylvia so richtig runter. Nicht erfüllte Hoffnungen.
Enttäuschung, das ist negativ. Menschen haben sich nicht so verhalten
wie Sylvia das von ihnen erwartet hätte. Im Beruf ist es anders
gelaufen,
plötzlich befindet Sylvia sich in einer Sackgasse. 
Sylvia hat Geld
angelegt,
und die wirtschaftliche Entwicklung führte dazu, dass Sylvia Verluste
gemacht hat. Der Liebste zerschneidet plötzlich das Tischtuch.
Oh, das macht einen so fertig. Fertig? Ja, Fertig im Sinne von
vollständig.
Dabei ist Ent-Täuschung im wahrsten Sinne des Wortes etwas Positives:
Bisher ist Sylvia einer Täuschung aufgesessen. Die eigene Wahrnehmung
war
verzerrt. Sylvia hat zu wenig Informationen über Personen, Strukturen,
Lebensumstände gehabt. Und - Sylvia hat sich selber mal wieder zu wenig
gekannt. Das ist so als hätte Sylvia eine neue Brille bekommen. Oder
ein
Hörgerät. Sylvia hört die Vögel wieder singen. Sylvia sieht im Spiegel
wie
viel Falten sie um die Augen hat.
Das
Gegenteil von Ent-Täuschung ist: Sylvia hat sich etwas vorgemacht. Der
Liebste erschien einem strahlend schön, und Sylvia war eins mit ihm.
Die Liebhaberin: verliebt in das Bild, das sie sich von ihm gemacht
hat. Das
macht wütend, wenn sich herausstellt: das war er gar nicht. Und das
war auch sie gar nicht. Verliebte arbeiten heftig an einem Bild. Wenn
sich das so gar nicht mit der Wirklichkeit deckt, dann ist die
Ent-Täuschung auf die Dauer nur gut. Emotional ist das hart: aus den
erhabenen Gefühlen wird - Aufwachen. Ernüchterung.
Sylvia
hat geglaubt, die Kollegen halten einen für die große Kanone. Jetzt
zeigt sich, dass Sylvia für ziemlich durchschnittlich oder sogar
entbehrlich gehalten wird und keineswegs zu Höherem berufen.
Wenn
Sylvia sich ein bisschen was vormacht, ist das im Alltag oft hilfreich,
Sylvia läuft einfach selbstbewusster herum und versucht, den Alltag an
das
Ideal anzupassen. Aber das kann auch zu fatalen Fehleinschätzungen
führen, die irgendwann in eine Krise münden. Die Krise - das ist
Ent-Täuschung. Ent-Täuschung ist Realismus. Wenn Sylvia das wahre Wesen
der Enttäuschung erst einmal erkannt hat, ist sie nicht mehr so sehr
auf andere Leute oder die widrigen Umstände wütend, sondern sie
fasst
sich an die eigene Nase. "Wie konnte ich nur so leichtgläubig sein." -
"Wie konnte ich nur diese Anzeichen übersehen, überhören."
Worüber
ist Sylvia enttäuscht? Über das Ergebnis. Partner hat eine andere
oder
einfach die Nase voll von ihr. Sylvia ist eine der ersten, die
entlassen
wird, wenn die Firma in Schwierigkeiten kommt.
Sylvia
war nicht die tolle Partnerin, die fähige Mitarbeiterin, das
Finanzgenie.
Die Enttäuschung macht es möglich, über die negativen Gefühle hinaus
die Situation neu zu bedenken, zu analysieren.
Täuschungen
kommen oft daher, dass frau die Realität keiner Überprüfung mehr
unterzieht. Frau versucht nicht mehr herauszufinden, ob
Partner,
die Kollegen, die Freunde, die eigenen Kinder, mit einem zufrieden
sind, gern mit einem zusammen sind. Frau übersieht Signale, dass frau
anderen auf den Wecker fällt oder als rücksichtslos, unsensibel gilt.
Frau tritt anderen auf die Füße und merkt es nicht, kommt gar nicht
auf
die Idee.
Gut, frau kann auch nicht dauernd alles infrage stellen. Dann kann frau
schließlich nicht mehr handeln. Wenn frau aber an der eigenen
Unfehlbarkeit und Gloriosität festhält und sauer auf andere ist,
sieht frau nur, dass die anderen nicht so sind wie angenommen, Frau
ordnet sie als undankbar, rücksichtslos ein. Von anderen enttäuscht,
aber nicht wirklich ent-täuscht. Über einen selber täuscht man sich
noch
immer.
Eine
Lösung ist: einfach weitermachen. Wie der chinesische Kaiser mit den
Kleidern, die gar keine waren.

Männliche
Version: Lars
Enttäuschung.
Das zieht Lars so richtig runter. Nicht erfüllte Hoffnungen.
Enttäuschung, das ist negativ. Menschen haben sich nicht so verhalten
wie Lars das von ihnen erwartet hätte. Im Beruf ist es anders
gelaufen,
plötzlich befindet Lars sich in einer Sackgasse.
Lars hat Geld
angelegt,
und die wirtschaftliche Entwicklung führte dazu, dass Lars Verluste
gemacht hat. Die Liebste zerschneidet plötzlich das Tischtuch.
Oh, das macht einen so fertig. Fertig? Ja, Fertig im Sinne von
vollständig.
Dabei ist Ent-Täuschung im wahrsten Sinne des Wortes etwas Positives:
Bisher ist Lars einer Täuschung aufgesessen. Die eigene Wahrnehmung
war
verzerrt. Lars hat zu wenig Informationen über Personen, Strukturen,
Lebensumstände gehabt. Und - Lars hat sich selber mal wieder zu wenig
gekannt. Das ist so als hätte Lars eine neue Brille bekommen. Oder
ein
Hörgerät. Lars hört die Vögel wieder singen. Lars sieht im Spiegel
wie
viel Falten er um die Augen hat.
Das
Gegenteil von Ent-Täuschung ist: Lars hat sich etwas vorgemacht. Die
Liebste erschien einem strahlend schön, und Lars war eins mit ihr.
Der
Liebhaber: verliebt in das Bild, das er sich von ihr gemacht hat. Das
macht wütend, wenn sich herausstellt: das war sie gar nicht. Und das
war auch er gar nicht. Verliebte arbeiten heftig an einem Bild. Wenn
sich das so gar nicht mit der Wirklichkeit deckt, dann ist die
Ent-Täuschung auf die Dauer nur gut. Emotional ist das hart: aus den
erhabenen Gefühlen wird - Aufwachen. Ernüchterung.
Lars
hat geglaubt, die Kollegen halten einen für die große Kanone. Jetzt
zeigt sich, dass Lars für ziemlich durchschnittlich oder sogar
entbehrlich gehalten wird und keineswegs zu Höherem berufen.
Wenn
Lars sich ein bisschen was vormacht, ist das im Alltag oft hilfreich,
Lars läuft einfach selbstbewusster herum und versucht, den Alltag an
das
Ideal anzupassen. Aber das kann auch zu fatalen Fehleinschätzungen
führen, die irgendwann in eine Krise münden. Die Krise - das ist
Ent-Täuschung. Ent-Täuschung ist Realismus. Wenn Lars das wahre Wesen
der Enttäuschung erst einmal erkannt hat, ist Lars nicht mehr so sehr
auf andere Leute oder die widrigen Umstände wütend, sondern fasst
sich an die eigene Nase. "Wie konnte ich nur so leichtgläubig sein." -
"Wie konnte ich nur diese Anzeichen übersehen, überhören."
Worüber
ist Lars enttäuscht? Über das Ergebnis. Partnerin hat einen anderen
oder
einfach die Nase voll von ihm. Lars ist einer der ersten, der
entlassen
wird, wenn die Firma in Schwierigkeiten kommt.
Lars
war nicht der tolle Partner, der fähige Mitarbeiter, das Finanzgenie.
Die Enttäuschung macht es möglich, über die negativen Gefühle hinaus
die Situation neu zu bedenken, zu analysieren.
Täuschungen
kommen oft daher, dass man die Realität keiner Überprüfung mehr
unterzieht. Man versucht nicht mehr herauszufinden, ob die
Partnerin,
die Kollegen, die Freunde, die eigenen Kinder, mit einem zufrieden
sind, gern mit einem zusammen sind. Man übersieht Signale, dass man
anderen auf den Wecker fällt oder als rücksichtslos, unsensibel gilt.
Man tritt anderen auf die Füße und merkt es nicht, kommt gar nicht
auf
die Idee.
Gut, Man kann auch nicht dauernd alles infrage stellen. Dann kann man
schließlich nicht mehr handeln. Wenn man aber an der eigenen
Unfehlbarkeit und Gloriosität festhält und sauer auf andere ist,
sieht man nur, dass die anderen nicht so sind wie angenommen, man
ordnet sie als undankbar, rücksichtslos ein. Von anderen enttäuscht,
aber nicht wirklich ent-täuscht. Über einen selber täuscht man sich
noch
immer.
Eine
Lösung ist: einfach weitermachen. Wie der chinesische Kaiser mit den
Kleidern, die gar keine waren.
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